People- und Porträtworkshop (24.-25.9.2011)

Heuer waren wir sehr aktiv und hatten einige coole Fotoausflüge und interessante Workshops. Doch das Highlight war der 2-Tages People- und Porträtkurs mit Michael Schnabl im Schloss St. Martin. Dementsprechend schnell waren die 10 Kursplätze vergeben und die Erwartungen der Teilnehmer hoch. Ein großer Dank gilt Michael, der im Vorfeld alles geklärt und die Lokation so gewählt hat, dass Rene mit dem Rollstuhl teilnehmen konnte.

 

Der erste Tag des Kurses begann natürlich mit Theorie. Michael konnte aber den eher trockenen Stoff mit seiner lockeren Art sehr gut vermitteln. So erfuhren wir die wichtigsten Begriffe wie die unterschiedlichen Darstellungsformen (Hüftbild, Bruststück, Kopfbild,...), die unterschiedlichen Kopfhaltungen (Frontalansicht, Viertelprofil, Halbprofil,...) oder die Lichtsetzungen (Rembrandt- oder Paramount-Licht). Eine gewisse Beherrschung der Kameratechnik wurde natürlich vorausgesetzt, da wir fast ausschließlich im Manuell-Modus arbeiteten. Jeder musste die Zusammenhänge von Blende, Verschlusszeit und ISO kennen.  

Der zweite Teil der Theorie war die Durchsprache unserer mitgebrachen Porträts aus dem Internet bzw. aus Zeitschriften. Michael erklärte uns wie die Fotos entstanden sind. Hier bekamen wir den ersten „Dämpfer“. Professionelle Porträts werden sehr stark im Computer nachbearbeitet und die meisten Fotos entstehen im Photoshop. „Hier wurde der Hintergrund eingefügt, hier wurde die Beleuchtung geändert, hier wurde die Haut verschönert,...“ waren die Kommentare des Profis. Selten wird ein Bild „Out of Camera“ verwendet... Was uns noch auffiel war, dass die Geschmäcker unterschiedlich sind. 70% der Porträts gefiel allen, aber bei 30% gingen die Meinungen auseinander... Den zweiten Dämpfer bekamen wir, als uns Michael erklärte, dass wir mit Models arbeiten sollen und nicht mit unseren Familien. Der Grund klingt vernünftig. Ein Model möchte von sich aus fotografiert werden, bei den Familienmitgliedern ist das meistens nicht so. Sie haben auch nicht die Geduld, eine Stunde lang zu posen... Und ein Porträt ist immer inszeniert und braucht eine gewisse Vorbereitung! Alles andere sind Schnappschüsse.

 

Nach einer Kurzen Pause begann der „spannende“ Teil. Die Praxis. Gemeinsam bauten wir das Ministudio im Seminarraum auf. Michael verzichtete bewusst auf professionelles Equipment, da dies Hobbyfotografen selten zur Verfügung steht. So wurde das Hauptlicht mit einem Aufsteckblitz und einer Softbox realisiert. Als Hintergrund diente ein farbiger Stoff. Nach dem Einmessen des Hauptlichtes wurde noch das Hilfslicht auf den Hintergrund gesetzt. Fertig.

Jetzt warteten wir nur noch auf unser Model. Als Katharina dann kam, staunten wir nicht schlecht. Wir machten den Kurs um unsere Omas und Tanten auf diversen Familienfeiern zu fotografieren, und dann kam ein 20 jähriges Model im freizügigen Leopardenoutfit, welches man wahrscheinlich nur in einschlägigen Shops kaufen kann... ;-) Katharina machte es uns aber sehr einfach, da sie schon sehr viel Erfahrung mit dem Modeln hat und jedem Fotograf, auch ohne Anweisung, eine gute Pose bot. Falls ein Teilnehmer eigene Ideen hatte, wurden diese immer sehr gut vom Model umgesetzt. So macht das Arbeiten natürlich Spaß.

Die Umkleidepausen nutzen wir, um uns gegenseitig im Studio zu fotografieren bzw. über für uns eher „anwendbare“ Posen und Bildkompositionen zu sprechen. Es kamen Fragen von den Teilnehmern wie man z.B. eine Familie oder Kinder oder Tante Herti fotografieren soll. Wie schon beim letzten Kurs, hat uns auch Michael erklärt, dass es kein Patentrezept gibt. Wichtig ist es, sich Zeit zu nehmen mit dem Model zu sprechen und erst wenn alles passt, die Kamera holen. Und manche Leute sind einfach nicht fotogen...

Den zweiten Teil der Praxis haben wir in den Schloßhof verlegt. Wir arbeiteten mit Aufsteckblitzen und Michael gab uns wertvolle Tipps, wie wir die Umgebung als Reflektor einsetzen sollen. In einer Szene blitzten wir die Wand hinter uns an. Auf diese Idee kam keiner von uns. Und die Ergebnisse waren beeindruckend.

Nach 4 Stunden und mehrmaligem Umziehen war uns klar, warum Michael ein erfahrenes Model nahm. Katharina poste, lachte und strahlte noch wie zu Beginn. Gegen 20 Uhr ging der erste Tag zu Ende.

Foto von Markus Muhr
Foto von Markus Muhr
Foto von Markus Muhr
Foto von Markus Muhr
Katharina und Michael
Katharina und Michael

Der zweite Tag begann wieder mit Theorie. Diesmal ging es um den Aufsteckblitz. Michael erklärte uns die wichtigsten Einstellungen, Modi, wie die Belichtung und Blitzleistung zusammenhängen und vieles mehr. Er zeigte uns einige positive und negative Beispiele. So konnte jeder die Unterschiede sehen und merkte, dass die einzelnen Einstellungen auch in der Praxis sichtbar sind und nicht nur reine Theorie sind...

Nach der Mittagspause starteten wir mit dem Shooting im Freien mit dem zweiten Model, Jenny. Nachdem wir die passende Lokation gefunden hatten, war unsere erste Aufgabe ein „American night“ Porträt vom Model zu machen. Der Himmel soll sehr dunkel erscheinen und das Model im Vordergrund wird durch Blitzlicht richtig ausgeleuchtet. Die Ergebnisse waren gut, man merkte aber sehr stark, dass geblitzt wurde.

Die zweite Möglichkeit, die man im Freien hat ist, das Model mit einem riesigen Diffusor (Sun-Swatter) vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen und mit einem Reflektor das Gesicht indirekt zu beleuchten. Das Problem, das sich daraus ergibt, man braucht das nötige Equipment und 2 Helfer um dies (rasch) umsetzen zu können. Die Ergebnisse waren durch natürliche Hautfarben und angenehme Beleuchtung sofort sichtbar. Wir profitierten wieder von der Erfahrung Jennys, die in jeder Lokation gekonnt posierte und es uns wieder sehr einfach machte. Die Posen waren sehr schön, doch nicht unbedingt für uns in der Praxis anwendbar. Die Oma will doch nicht mehr in Hugh Hefners Magazin, obwohl sie das selbe Alter hat wie er... Dies war ein Kritikpunkt am Workshop. Wir gingen zu wenig auf das "Einrichten" der Models bzw. das Posen ein, da die Mädchen dies von selbst machten. Es wäre hier sicher lehrreich gewesen, wenn wir gemeinsam mit Michael versucht hätten eigene Posen mit den Models umzusetzen. So hätten wir gelernt, auf was wir achten müssen und was wichtig ist.

Den letzten Teil des Workshops verbrachten wir vor dem PC. Die „Beautyretusche“ stand am Programm. Augen, Nase, Kinn, Arme, Haut,... alles muss gerichtet und nachbearbeitet werden. Dies stieß bei einigen Teilnehmern auf Unverständnis, zeigte aber, wie die Mädchen in den Magazinen zu ihrer makellosen Haut und perfekten Gesicht kommen. Nach „nur“ 43 Minuten war das Foto fertig. Und ja, es schaut super aus, aber will man das? Darüber läßt sich streiten. Fakt ist, in der Fashion- und Beautyfotografie geht ohne Nachbearbeitung nichts, dies hat Michael schon erklärt, als er unsere mitgebrachten Porträts analysierte. Der zweite Kritikpunkt am Workshop war, dass keine Fotos, die wir an den zwei Tagen gemacht haben, durchgesprochen wurden. So fehlte uns das Feedback und die Kritik an den eigenen Fotos. An der Zeit kann es nicht gelegen haben, da wir 4 Stunden für jedes Model zum Shooting hatten. Da hätten 2 Stunden gereicht und dafür hätte man 2 Stunden zur Fotodurchsprache verwenden können. Was helfen einem 100 Fotos pro Model, wenn ich nicht weiß ob die Fotos gut sind oder nicht... Gegen 17:30 Uhr ging der interessante Workshop zu Ende.

Fazit: Die Erwartungen an diesen Kurs waren sehr hoch. Jeder Teilnehmer dachte sich, dass er nach zwei Tagen ein Porträtfotograf ist. Wir hatten auch ein unterschiedliches Verständnis, was ein Porträt ist. 3 Leute sind kein Porträt sondern ein Gruppenfoto. Ein spontanes Porträt gibt es nicht. Profis investieren mehrerer Tage und Wochen für die Planung. So konnte nicht jeder Wunsch der Teilnehmer umgesetzt bzw. erfüllt werden. Dies lag nicht an Michael, er hat sehr gut erklärt und ist auf unsere Fragen eingegangen, sondern einfach an der umfangreichen Fotografie. Man braucht Jahre um dies zu lernen und nicht 2 Tage. Da waren wir einfach zu „blauäugig“. Der Workshop hat aber allen Spaß gemacht, dies merkte man auch daran, dass selten ein Fotograf mit dem Model allein arbeiten konnte und die Stimmung während beider Tage super war. Jeder konnte sehr sehr viele Tipps und Tricks von Michael mitnehmen.

 

Teilnehmer:

- Christian Luschin

- Christine Pircher

- Manuele Weber

- Markus Muhr

- Dietmar Fritz

- Martin Herzog

- Ralf Wild

- Rene Leitner

- Magdalene Totter

- Gerald Jagersbacher

 

 

Alle Fotos unbearbeitet, also "out of camera"