Immer wieder sprachen wir bei den Ausflügen oder Klubabenden von den coolen Workshops mit Patrick Ludolph. Bei all den Workshops und Kursen die wir schon gemacht haben, haben wir bei den drei Gastspielen mit Patrick am meisten gelernt. Nachdem wir 2013 den letzten Kurs mit ihm hatten, dachte sich Gerald heuer im Frühjahr, dass er einfach wieder mal bei Patrick anfragt, ob er Lust hat in die schöne Steiermark zu kommen. Der Hamburger Starfotograf war gleich begeistert - er und Gerald begannen sofort mit den Planungen. Leider schafften wir es diesmal nicht, die Workshops an beiden Tagen mit Teilnehmern aus dem Knipserklub zu füllen, sodass Patrick einen Workshoptag öffentlich ausschreiben musste. Damit er dies tun konnte, brauchten wir eine geile Lokation, welche für jedes Wetter geeignet war. An dieser Anforderung wären wir dann fast gescheitert, denn alle erschwinglichen Unterkünfte waren zur schönsten Zeit des Jahres in der Weingegend bereits ausgebucht. Schlussendlich hat Gerald dann aber mit dem Winzerhaus von PuresLeben am Turnauberg eine perfekte Lokation gefunden. Nachdem der zweite Workshop auch innerhalb weniger Stunden komplett gebucht war, freuten wir uns schon auf ein Wiedersehen mit Patrick und einen lehrreichen Tag.
Am Freitag reiste Patrick bereits aus Hamburg an und kam direkt zum Winzerhaus. Als Gerald die Nachricht „Bin angekommen. Wow die Hütte ist geil“ von Patrick erhalten hat, konnte nichts mehr schief gehen. Am Nachmittag hat sich Gerald mit Paddy getroffen und die Lokation nochmals in Augenschein genommen. Beide beschlossen dann einstimmig, alle Fotos hier zu machen.
Am Samstag war es dann endlich soweit. Wir wurden ganz herzlich empfangen, machten uns mal einen Kaffee und starteten mit einem Vortrag von Patrick. In seiner gewohnt lässigen Art erzählte er uns worauf es wirklich bei Porträts ankommt - Spaß. Ein Porträt ist Teamwork zwischen Fotograf und Modell. Man muss dem Modell vermitteln, dass es eine "Mitwirkungspflicht" hat um gute Ergebnisse zu erzielen. Einfach einmal ein paar Fotos machen, dem Modell zeigen und fragen ob etwas nicht passt. Dann ein paar Änderungen vornehmen, noch ein Foto machen und wieder herzeigen. Im normal Fall sieht das Modell, dass das Ergebnis besser wird, wenn es sich aktiv am Entstehungsprozess beteiligt. Schlußendlich soll sich das Modell am Bild selbst gefallen. Und was gibt es für den Fotograf schöneres, als wenn das Modell sagt, "Wow, auf dem Foto sehe ich gut aus“.
Ein schöner Vergleich von Paddy war es auch, ein Shooting wie ein Date zu sehen. Man muss sich erst kennenlernen, schauen wie sein Gegenüber reagiert, sich Schritt für Schritt herantasten und schauen was einem gefällt. Wenn die Chemie (für unsere deutschen Leser - Schemie) stimmt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Und wenn es gar nicht passt, hilft nur Plan B ;-)
Zum Thema Dauer eines Shootings hatte Patrick auch die passende Antwort parat. Einfach dem Modell oder das Pärchen die Gegenfrage stellen, wie lange sie brauchen um sich zu entspannen bzw. wieviel Zeit sie bereit sind einzusetzen. Als Fotograf kann man auch in 20 Minuten die Fotos machen... Besser keine fixen Zeiten ausmachen sondern solange man braucht, braucht man.
Ein weiterer Punkt ist es, das Equipment auf das nötigste zu reduzieren. Umso weniger man sich um die Technik kümmern muss, umso mehr Zeit hat man um sich mit dem Modell zu beschäftigen. Man braucht keine 5 Blitze und 3 Reflektoren um coole Bilder zu manchen. Das natürliche Licht reicht meistens aus. Man muss aber das Licht „sehen“ können und wissen wie man das Modell positioniert.
Patrick hat uns dann an 8-10 unterschiedlichen Beispielen gezeigt, wie einfach es ist ein geiles Foto zu machen. Sei es im Freien bei Mittagssonne, im Innenraum mit Fensterlicht oder am Balkon im hellen Schatten. Aber vielleicht lag es ja nur an seiner Leica und der bezaubernden Madeleine Handle...
Nach knapp zwei Stunden starteten wir in 3 Gruppen mit dem Shooting. Ein Team mit Madeleine und Patrick, und zwei Teams zogen alleine los um die Lokation, die unterschiedlichen Lichtsituationen und optimalen Einstellungen zu testen.
Madeleine erfüllte ihren Part vor der Kamera perfekt. Ohne groß Anweisungen geben zu müssen "spielte" sie mit dem Fotograf und bot für jedes Foto eine andere Pose an. Auch Patrick hat den Part des Workshopleiters super erfüllt und uns mit coole Sprüchen (Blende offen und hoffen... Ihr könnt jede Blende nehmen, solange ne 1 vorm Komma steht... Mach keinen Objektivwechsel aus Verlegenheit...) neue Ideen gebracht bzw. zum Nachdenken angeregt. "Verwirf die erste Idee und versuch einen anderen Blickwinkel oder Bildausschnitt" bekamen wir oft zu hören. Was bei Patrick so einfach aussah, stellte uns schon vor die ein oder andere Herausforderung. Mit kleineren Korrekteren und Anweisungen von Paddy wirkt das Ergebnis plötzlich stimmiger. Wir mussten zwar die ein oder andere Regel brechen (z.B. Hände anschneiden oder Modell genau in die Mitte positionieren), aber genau dies hat dann das Foto interessant und spannend gemacht.
Bei einem Punkt wurden wir leider etwas enttäuscht. Patrick konnte uns kein Rezept oder keine Checkliste geben, die immer funktioniert. Seine Begründungen waren logisch und einleuchtend, aber das wollten wir nicht hören ;-) Es sind immer unterschiedliche Menschen beteiligt, jede Lokation ist anders, die Lichtsituationen sind immer verschieden... Als Fotograf muss man darauf eingehen und kann daher nicht ein fixes Programm "runterspulen“. Natürlich gibt es das ein oder andere Foto, das immer funktioniert, aber im Großen und Ganzen ist jedes Shooting anders.
Nach knapp 8 Stunden Workshop waren nicht nur unsere Akkus erschöpft, sondern auch wir. Bei Sturm und einer guten steirischen Buschenschankjause ließen wir den Tag nochmals Revue passieren. Das wichtigste ist es, den Druck aus der Sache zu nehmen und Spaß zu haben, dann entstehen natürliche und einzigartige Fotos. Ein besonderer Dank gilt noch Madeleine für ihre Geduld vor der Kamera und Patrick für den lustigen und lehrreichen Tag!