Traditionell, ich glaub inzwischen können wir das schon sagen, sind wir auch heuer wieder im Frühling ans Meer gefahren. Bei der Planung ist uns der Lost Place Goli Otok untergekommen. Die „nackte Insel“, wie sie auf Deutsch heißt, war ein Umerziehungslager für politische Gefangene. Die ca. 16.500 Männer die zwischen 1949 und 1988 inhaftiert waren, wurden zur Zwangsarbeit in Steinbrüchen und Werkstätten gezwungen. 1988 wurde die Anlage stillgelegt und die Gebäude dem Verfall preisgegeben. Danach wurden alle brauchbaren, beweglichen Gegenstände geplündert. Soweit zur Geschichte...
Gerald hat in Baska eine passende Unterkunft gefunden und gleich mit dem Chef die Überfahrt zur Insel organisiert. Die Boote fahren nämlich nur zur Ferienzeit im Sommer... Am Klubabend wurden noch die Fahrgemeinschaften zusammengestellt und die letzten Details geklärt. Nachdem auch der Wetterbericht nur Sonnenschein vorhersagte, stand einem tollen Ausflug nichts mehr im Weg.
Nach einer problemlosen Anreise sind wir gegen 11 Uhr bei der Unterkunft in Baska eingetroffen. Wir haben die Zimmer bezogen und uns noch kurz gestärkt. Gerald hat inzwischen nachgefragt wann das Boot für die Überfahrt bereitsteht und ob der Wind ein Problem ist. Die Antwort war dann etwas erschreckend. Die zwei Gummiboote stehen bereit, aber wir warten noch ein wenig wegen dem Wind. Die Fahrt dauert eh nur 15 Minuten. Was? Schlauchboote?! Ok, die werden schon wissen was sie machen...
Kurz vor 13 Uhr haben wir die Boote bestiegen. Zumindest hatten sie einen festen Kiel und festen Boden. Wir fuhren aus dem Hafen und haben noch die herrliche Aussicht auf Baska mit den Bergen im Hintergrund genossen. Als wir aber den Schutz des Hafens verließen und auf das offene Meer kamen, wurde es ein wenig ungemütlich. Das Boot kämpfte sich durch die Wellen und es ging auf und nieder... Immer wieder schwappte Meerwasser ins Boot. Die Angst aber auch die Freude war uns ins Gesicht geschrieben. Als plötzlich ein Boot nach nur 10 Minuten stehen blieb und in den Wellen auf und ab wog, waren wir nicht mehr so entspannt. Als dann auch das zweite Boot zurück gekommen ist, befürchteten wir schon, dass unser Ausflug vorbei sei. Aber ein paar Minuten am Motor herumschrauben reichten, um das Boot wieder flott zu kriegen. Nach ein paar hundert Metern fiel der Motor erneut aus. Dies verstärkte das Vertrauen in den Kapitän zwar nicht, wir genoßen aber das Abenteuer... Zusammengekauert saßen wir in den Booten und dachten uns einerseits "WARUM machen wir das?" und andererseits "Ist das cool!"... Ich glaub, ACDC hatte den passenden Song für unsere Überfahrt geschrieben - Highway to hell. Bei jeder Welle hofften wir, dass nicht noch mehr Wasser ins Boot spritze bzw. dass unsere Kameras nicht nass werden. Einige Verrückte (oder gut Versicherte) haben auf dem Boot fotografiert und gefilmt.
Nach fast einer Stunde haben wir dann endlich Goli Otok erreicht. Wir haben mit unseren Bootsfahrern noch den Treffpunkt sowie die Uhrzeit ausgemacht und konnten endlich die menschenleere Insel erkunden. Gleich die ersten Gebäude und Hallen verursachten ein wenig Unbehagen bei uns. Wenn man die Geschichte dazu kennt, wie viel Elend und Leid die Menschen hier erfahren haben, sieht man nochmals alles mit anderen Augen. Was mussten die Gefangenen wohl hier machen? Leider waren schon fast alle Gebäude und Einrichtungen zerstört sodass wir Vieles nur erahnen konnten. Motive gab es aber trotzdem genug. Sei es eine halb zerstörte Halle, eine alte Maschine oder eine rostige Tür. Aber auch die schroffe Insel mit dem Kontrast zum blauen Meer bot viele Möglichkeiten den Auslöser zu betätigen... Nach knapp einer Stunde haben wir dann den Raum gefunden, wo ein Gefangener die Tage seiner Haft in Form von Strichen auf die Wand gemalt hatte. Ein sehr beklemmendes Gefühl... Immer wieder entdeckten wir auch Tierkadaver, welche die seltsame Stimmung der Insel verstärkten. Wir erkundeten noch einige Teile der Werkstätten und des Steinbruchs, bevor wir nach etwas mehr als 2 Stunden die Insel wieder verlassen haben und mit Vollgas Richtung Baska aufgebrochen sind.
Das Meer war nun etwas ruhiger, was die Fahrt schon etwas angenehmer machte. Bevor es aber zu gemütlich wurde, hat unser Kapitän wieder Gas gegeben oder eine Welle übersprungen. So waren wir dann doch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. In einem Café an der Hafenpromenade habe wir die letzten Sonnenstrahlen und ein gutes Getränke genossen.
Zu Abend gegessen haben wir gleich in unserer Unterkunft. Wir wurden mit einer Fisch- und Fleischplatte sowie Salat und Kartoffeln „ruhig“ gestellt, denn geredet haben wir genug. Mit dem einen oder anderen Bier intus hatten wir noch einen lustigen Abend. Dass wir schon etwas älter sind, merkt man da der Großteil noch vor 22 Uhr ins Bett ging. Der harte Kern schaffte es bei einer Zimmerparty mit Chips und Bier immerhin bin 23:30 Uhr...
Da sich für Sonnenaufgangsfotografie keiner begeistern konnte, starteten wir den zweiten Tag mit einem gemütlichen Frühstück erst um 8 Uhr. Ericson, Chef unserer Unterkunft, hat uns den Mala Luka Beach als tollen Fotospot empfohlen. Da dieser Strand aber nur mit dem Boot oder einem fast 1 1/2 stündigen Fußmarsch erreicht werden kann, haben wir diesen Vorschlag dankend abgelehnt... In Google-Maps haben wir dann alternativ den Stara Baska Beach gefunden. Da dieser Strand bequem per Auto erreichbar war, wir wollen ja fotografieren und nicht wandern, waren sofort alle begeistert. Auf dem Weg zum Strand sind wir bei einer Schafherde stehengeblieben um zu fotografieren. Ein paar Klubmitglieder dachten zuerst es sei ein Schmäh, es war aber "bitterer Ernst"... Nachdem jeder mehr oder weniger begeistert ein Schaffoto hatte ging es weiter zum Strand. Als wir dort angekommen sind waren wir extrem begeistert. Das dunkelblaue Meer, die schroffe Küste, der blaue Himmel und die Kontraste waren ein Wahnsinn. Man wusste gar nicht was man zuerst ablichten sollte. Sei es die gesamte Bucht, den Blick in die Ferne, das Meer, den Strand oder die Vegetation - jedes Bild war schön. Einige Teilnehmer genossen aber auch nur die Stille und Ruhe am Meer, hielten ihre Beine ins Salzwasser und ließen sich von den warmen Sonnenstrahlen verwöhnen. Nach fast 2 Stunden haben wir den „leerfotografierten“ Stara Baska Beach wieder verlassen und haben unser letztes Ziel, die Altstadt von Krk, anvisiert. Wir spazierten durch die engen, fast menschenleeren Gassen bis zum Hafen. Dort haben wir unser Mittagessen, fast jeder hat etwas mit Meeresfrüchten gewählt, eingenommen. Die Sonne und das Meer ließen Urlaubsfeeling aufkommen, sodass wir fast die Zeit übersehen haben… Immerhin hatten wir noch eine mehr als 4-stündige Rückreise vor uns. Ein köstliches Eis ging sich aber noch aus, bevor wir zurück zu den Autos spazierten.
Einer der coolsten Ausflüge, und das mit 17 Teilnehmern, ging nach 2 Tagen mit tollen Fotos und abenteuerlichen Erfahrungen zu Ende.