Im zweiten Teil des Portraitfotografie-Schwerpunkts hat Maria schon im Klubabend die wichtigsten Punkte zum Thema "Licht sehen" zusammengefasst. Daher haben wir auch unseren monatlichen Ausflug diesem wichtigen Thema gewidmet. Pünktlich um 9 Uhr haben wir uns bei "angenehmen" 26 Grad, leider in sehr kleiner Runde, in Graz vor dem Kunsthaus getroffen. Michael startete mit einer kurzen theoretischen Wiederholung der wichtigsten Punkte, angefangen von der Bestimmung der Lichtrichtung über die "verschiedenen" Arten von Schatten bis hin zur optimalen Belichtung. Michael erklärte auch, was man in den unterschiedlichen Situationen machen kann, um ein gutes Portrait zu erhalten und das alles ohne Hilfsmittel wie Reflektor oder Blitz. Nach knapp 20 Minuten zogen wir endlich los, um das Gelernte in der Praxis umzusetzen. Wir haben extra die Innenstadt als Lokation gewählt, weil man bei kurzen Wegen die einzelnen Themen gut ausprobieren konnte.
Wir starteten auf der Erzherzog-Johann Brücke mit direktem Sonnenlicht. Beim ersten Foto wurde Andrea, unser Model an diesem Tag, mit der Sonne ausgerichtet. Da die Sonne noch nicht so hoch am Himmel stand, hielten sich die Schatten im Gesicht zwar in Grenzen, Andrea musste ihre Augen aber zukneifen. Wie kann man das Problem lösen? Einfach das Model mit der Sonne im Rücken positionieren - fertig! Wir mussten zwar noch die Belichtung anpassen um das Gesicht optimal belichtet zu erhalten, mehr war aber nicht nötig. Zudem erhielten wir auch ein wunderschönes Haarlicht.
Als nächstes gingen wir zu den Arkaden (aus dem lateinischen Substantiv arcus - der Bogen), eine Reihe von Bogen, die von Säulen gestützt werden, neben der Franziskanerkirche. Dort hatten wir schön gerichtetes Licht von der Seite. Wir ließen Andrea parallel zur Wand auf uns zugehen. Was es hier aber zu beachten galt war, dass das Licht nur neben einer Säule optimal ist. Dort wird nämlich das seitlich einfallende Licht abgeschirmt und so das Model gleichmäßig beleuchtet. Alternativ könnte man zwar das Model Richtung Licht drehen, aber dann würden die Besonderheit der Arkaden verloren gehen.
Danach führte unser Weg durch die Franziskanergasse zum Hauptplatz. Am Ende der Gasse hatten wir wieder direktes Sonnenlicht von vorne, welches natürlich nicht optimal ist. Ein paar Schritte zurück in den Durchgang reichten aus, um das Licht perfekt von vorne gerichtet aufs Model zu bekommen. Je nach Bildausschnitt muss darauf geachtet werden, dass nicht nur das Gesicht im Schatten ist sondern auch der Oberkörper, da man sonst eine harte Kante erhält. Die Franziskanergasse hatte aufgrund ihrer Länge die Eigenschaft, dass das Ende fast nicht zu sehen ist und dadurch der Hintergrund relativ dunkel wird. Das eignet sich perfekt für coole Schwarz-Weiß Aufnahmen.
Wenn es Sommer ist, dann soll man das auch auf den Fotos sehen war die nächste Aufgabe. Sonnenbrille rauf, Model in die Sonne und schon hat man ein großartiges Sommerfoto. Hier muss man nur den Winkel der Sonne beachten, damit zum Beispiel keine großen Nasenschatten entstehen. Die Spiegelungen bei den Schaufenstern durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen...
Als nächstes suchten wir den Landhaushof auf. Dort zeigte uns Michael eindrucksvoll wie man eine Wand als natürlichen Reflektor nutzen kann. Und die Ergebnisse sprechen für sich - Wow. Zu beachten sind hier zwei Dinge. Erstens soll die Sonne parallel zur Wand stehen, da der Einfallswinkel auch der Ausfallswinkel der Sonnenstrahlen ist. Und zweitens soll die Wand weiß oder sandsteinfarbig sein, da das reflektierte Licht die Farbe der Wand annimmt. Dieses Phänomen kennt man Beispielsweise, wenn man unter einem Baum Schatten sucht. Dort sieht man relativ schnell einen "Grünstich" in den Aufnahmen...
Unser letzter Stopp war dann ein kurzer Durchgang. Anders als die Franziskanergasse hat man hier auch im Hintergrund Licht. Das Licht kommt zwar wieder sehr schön gerichtet von vorne, dadurch wird das Model perfekt beleuchtet aber auch der Hintergrund wird gut ausgeleuchtet. Man erhält daher Bilder mit schöner Zeichnung im Hintergrund.
Nachdem wir eine sehr kleine Gruppe waren, schafften wir das geplante Programm in knapp 2 1/2 Stunden. Da die Hitze auch immer unerträglicher wurde, und wir Angst um unsere Kameras hatten ;-), haben wir nicht weiter geübt, sondern den Workshop endlich mal wieder bei einem gemütlichen Kaffee mit einer kurzen Zusammenfassung und viel tratschen ausklingen lassen. Besonderer Dank nochmals an Andrea für die Geduld beim Modeln und an Michael für den interessanten und sehr lehrreichen Workshop!