Passend zu den letzten Verbesserungen im Klub - wir haben Quartalsschwerpunkte für den Technikblock im Klubabend und die gemeinsamen Ausflüge eingeführt - konnten wir im dritten Anlauf endlich unser Schwarz-Weiß Porträtshooting à la Jim Rakete durchführen. Frisch getestet haben wir uns pünktlich in Fölling beim Parkhaus zum ersten Porträtworkshop getroffen.
Peter startete mit einer kurzen theoretischen Einführung und brachte uns das "Jim Rakete Konzept" näher. Bei seinen Porträts geht es um Emotion und Spannung. Die Kunst liegt darin diesen Moment festzuhalten, daher gibt Jim Rakete auch wenig Anweisungen. Der Unterschied zur Mode- oder Beautyfotografie ist, dass dort Make-up und Styling im Vordergrund stehen und nicht die Person. Jim Rakete versucht bei seinen Porträts mit dem Model eine Beziehung aufzubauen und so die entstandene Stimmung festzuhalten. Nachdem er fast ausschließlich Analog fotografiert (mit 1/8 Sekunde Verschlusszeit), muss sich auch das Model konzentrieren und einen Moment ruhig halten. Diese Spannung sieht man auch auf seinen Fotos. Er mag die Bescheidenheit und Einfachheit, aber vor allem die Authentizität. Daher haben wir auch das Parkhaus als Lokation gewählt und keine Vorgaben für die Kleidung gemacht.
Im zweiten Teil des Theorieblocks ging es dann um die Einstellung der Kamera, vor allem um die richtige Belichtung. Im Parkhaus hatten wir den großen Vorteil, dass das Licht "gerichtet" von vorne kam und die Lichtverhältnisse immer gleich sind. Roman und Michael unterstützten Peter mit einigen anschaulichen Beispielen. So wurde gezeigt, wie sich das Licht in Abhängigkeit der Modelposition verhält oder wie die richtige Belichtung eingestellt wird. Norbert holte inzwischen Kaffee und Gebäck von zu Hause um uns vor dem Praxisteil noch zu stärken. Danke!
Danach ging es mit dem Fotografieren los. Vier Zweier-Teams schnappten sich einen mitgebrachten Sessel oder Hocker, nahmen einen Parkplatz in Beschlag und begannen mit dem Shooting à la Jim Rakete. Jeder Fotograf hatte 15 Minuten Zeit und durfte maximal 20 Fotos machen. Nachdem es sich das Model am Stuhl bequem gemachte hatte, begann der Fotograf mit dem Model zu sprechen und versuchte dabei zu fotografieren. Man merkte aber gleich, dass es vor allem bei Personen die nicht so oft vor der Kamera stehen, nicht ohne Anweisungen ging. Sei es um etwas Abwechslung in die Bilder zu bekommen oder den Porträtierten eine vorteilhaftere Position nahezubringen. Obwohl die Lokation mit den gleichbleibenden Lichtverhältnissen sehr dankbar für ein Porträtshooting war, beschäftigten sich vor allem die unerfahrenen Porträtfotografen mehr mit der eigenen Kamera als mit dem Model. Und 15 Minuten können sehr lange sein...
Nach 30 Minuten war jeder einmal vor und hinter der Kamera und wir haben einen kurzen Erfahrungsaustausch gemacht. Fast alle haben das Jim Rakete Konzept einwenig verlassen und nicht nur mit dem Model gesprochen sondern auch konkrete Anweisungen gegeben. Die Menschen die Jim Rakete fotografierte waren alles berühmte Persönlichkeiten, die ständig vor der Kamera stehen und ganz genau wissen, wie sie "posen" müssen, damit sie gut wirken. Diese Erfahrung fehlt uns natürlich und daher muss der Fotograf hier auch unterstützen... Jeder ist dankbar, wenn mit einer kleinen Änderung der Position zum Beispiel das eigene Doppelkinn verschwindet.
Vor der zweiten Runde haben wir einen Partnerwechsel gemacht und das Ganze nochmals wiederholt. Diesmal ging es schon etwas leichter von der Hand, vor allem, weil wir bewusst Anweisungen geben durften. Wir versuchten nicht nur das Posing vorzugeben bzw. zu beeinflussen sondern versuchten auch bewusst mit der Kameraposition die Ergebnisse positiv zu beeinflussen. Was wir schon von anderen Porträt-Workshops kannten, bestätigte sich auch diesmal wieder - der Fotograf muss einerseits seine Kamera beherrschen und andererseits mit dem Model sprechen um Sicherheit zu geben. Und beides gleichzeitig zu machen und auch noch den Hintergrund im Auge zu behalten, die Position der Hände, die Falten in den Kleidern, und und und erfordert dann letztendlich viel Übung.
Nach den 30 Minuten haben wir eine Abschluss- und Feedbackrunde gemacht. Wir haben festgestellt, dass das Jim Rakete Konzept bei Menschen mit wenig Erfahrung vor der Kamera nicht oder nur bedingt funktioniert. Nach knapp drei Stunden ging ein interessanter und lehrreicher Workshop mit einem schönen Gruppenfoto zu Ende. Jeder durfte sich über ein paar coole Fotos von sich freuen. Und beim nächsten Ausflug geht es mit dem nächsten Teil des Porträtfotografie-Schwerpunkts weiter.