Norbert hat in seinem Überraschungsblock Intentional Camera Movement (ICM) vorgestellt. Mit seinen Beispielbildern konnte er uns so begeistern, dass wir beschlossen, diese Technik in einem der nächsten gemeinsamen Fotospaziergänge auszuprobieren. Am Sonntag war es endlich so weit. Mit etwas Verspätung, aber zum Glück ohne Regen sind wir in den Reininghausgründen eingetroffen.
Intentional Camera Movement (ICM) ist eine kreative fotografische Technik, bei der der Fotograf bewusst die Kamera während der Belichtung bewegt, um absichtlich Unschärfe und Bewegungseffekte zu erzeugen. Anstelle einer statischen, scharfen Abbildung zielt ICM darauf ab, die Bewegung und Energie einer Szene einzufangen und visuell ansprechende, abstrakte und oft impressionistische Bilder zu schaffen.
Folgende Merkmale und Aspekte beschreiben diese Art der Fotografie am besten:
1. Kreative Freiheit: ICM erlaubt dem Fotografen, sich von traditionellen Regeln der Fotografie wie Schärfe und Stabilität zu lösen. Es eröffnet die Möglichkeit, künstlerische Ausdrucksformen zu erkunden und die eigene Interpretation einer Szene zu vermitteln.
2. Unschärfe und Bewegung: Durch die Bewegung der Kamera während der Belichtung entstehen gezielt unscharfe Bereiche im Bild. Die Bewegung kann linear, kreisförmig oder chaotisch sein und hängt von der Intention und dem gewünschten Effekt des Fotografen ab.
3. Abstrakte Darstellung: ICM-Bilder neigen dazu, Details zu verwischen und Formen zu vereinfachen, wodurch oft abstrakte Muster und Farbschlieren entstehen. Die Bilder können eine gewisse Unvorhersehbarkeit und Zufälligkeit aufweisen, was ihre Einzigartigkeit und künstlerischen Wert unterstreicht.
4. Langzeitbelichtung: Um die gewünschte Bewegung zu erfassen, erfordert ICM in der Regel längere Belichtungszeiten. Hierdurch können auch Bewegungen in Szene gesetzt werden, die für das menschliche Auge normalerweise nicht sichtbar sind, wie beispielsweise das Verschwimmen von Wolken oder das Fließen eines Wassers.
5. Experimentierfreude: ICM ermutigt Fotografen dazu, verschiedene Bewegungsmuster, Verschlusszeiten und Motive auszuprobieren. Es ist eine Technik, bei der Fehler nicht als negativ, sondern als Teil des kreativen Prozesses betrachtet werden.
Bevor wir starteten, hat Norbert uns noch die wichtigsten Einstellungen an der Kamera erklärt. Um den gewünschten Bewegungseffekt und die Unschärfe zu erzeugen, brauchten wir längere Verschlusszeiten. Um diese zu erhalten, mussten wir neben den Kameraeinstellungen auch Filter wie Neutralgraufilter verwenden. Dann konnten wir loslegen. Norbert zeigte uns noch einige Kameraführungstechniken, welche zwar etwas komisch aussahen, aber sehr wirkungsvoll für die gewünschten Effekte waren. Die ersten Versuche waren nicht gerade erfolgreich. Einmal zu schnell geschwenkt, dann wieder zu langsam und dann hat das Motiv wieder nicht gepasst. Norbert stand aber immer mit Rat und Tat zur Seite. Er erklärte uns, welche Motive sich gut eignen, und motivierte uns zum Experimentieren. Wie Forrest Gump schon gesagt hat, „ICM-Fotografie ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“ Recht hatte er ;-) Aber mit etwas Übung gelangen uns dann schon einige interessante Aufnahmen. Wobei sich das Reproduzieren bzw. das Weitergeben an die Kollegen als schwierig erwies.
Nach mehr als zweieinhalb Stunden haben wir den großartigen gemeinsamen Fotospaziergang beendet. Ein großer Dank nochmals an Nobert für seine Zeit und die vielen Tipps und Tricks zum Thema. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Intentional Camera Movement eine anspruchsvolle, aber lohnende Technik ist, die Fotografen ermöglicht, ihre Kreativität zu entfesseln und einzigartige, dynamische und fesselnde Bilder zu erzeugen, die sich deutlich von herkömmlichen Fotografien unterscheiden.