Nach drei Jahren coronabedingter Pause haben wir heuer wieder eine klassische Städtereise veranstaltet. Bei einer der größten Umfragen des Klubs, 25 Optionen standen zur Auswahl, setzte sich die bayrische Landeshauptstadt München durch. Bei einem Sondertermin bei Gabi haben wir alles Organisatorische geklärt und das Programm festgelegt. Von Tag zu Tag stieg die Vorfreude und in der WhatsApp Münchengruppe würde fleißig gechattet. Drei Tage vor Start unserer Reise die erste Hiobsbotschaft, Bea und Raimund fallen aus und dann am Donnerstag mit Gabi der nächste krankheitsbedingte Ausfall... Nachdem drei Leute noch als Gruppe gelten, haben wir beschlossen, die Reise trotzdem in Angriff zu nehmen.
Voll motiviert starteten wir in aller Früh Richtung München. Doch nur 30 Minuten später standen wir vor dem gesperrten Gleinalmtunnel und es ging weder vor noch zurück. Das fängt ja gut an, dachten wir, ließen aber keine schlechte Stimmung aufkommen. Nach mehr als einer Stunde
ging es endlich weiter Richtung bayrische Hauptstadt. Die restlichen 391 Kilometer spulten wir ohne weiteren Stau runter. Gegen 12 Uhr erreichten wir das Werksviertel im Osten Münchens. Da wir unser Zimmer erst um 14 Uhr beziehen konnten, schnappten wir, ohne zu zögern unsere Kameras und streiften durch den aufstrebenden Stadtteil. In dem ehemaligen Industriegebiet, das hauptsächlich von Fabriken und Lagerhäusern geprägt war, entsteht im Rahmen der städtischen Neugestaltung und der veränderten wirtschaftlichen Anforderungen ein modernes Viertel, das sich verstärkt auf Kultur, Technologie und Innovation konzentriert. Die Transformation des ehemaligen Industriegebiets zu einem lebendigen und vielfältigen Stadtviertel spiegelt den Wandel wider, den viele ehemalige Industriegebiete in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt durchlaufen - Beispiel Reininghausgründe in Graz. Der Kontrast zwischen den modernen Gebäuden, den alten Lagerhäusern und den mit Graffiti besprühten Containern boten viele coole Motive. Punkt 14 Uhr konnten wir dann die Zimmer beziehen und nach einem kurzen Re-Fresh starteten wir mit dem offiziellen Programm. Mit den Öffis ging es zum Schloss Nymphenburg. Dieses barocke Schloss wurde im 17. Jahrhundert als Sommerresidenz für die bayerischen Kurfürsten und späteren Könige erbaut. Für eine Besichtigung der prunkvollen Räume oder eines der Museen war die Zeit aber zu knapp. Wir spazierten daher nur durch den Park, der im Stil eines barocken französischen Gartens gestaltet wurde und fanden auch da genügend Motive. Nach einem Blick auf die Uhr mussten wir den Spaziergang durch den wunderschönen Park aber abbrechen und nahmen den vier Kilometer langen Fußmarsch zum Olympia-Park in Angriff. Unterwegs ist uns noch eine richtig coole Unterführung mit tollen Graffitis vor die Linse gekommen. Da mussten wir einfach stehen bleiben... Gegen 17 Uhr sind wir dann mit den letzten Sonnenstrahlen im knapp 85ha großen Olympiapark angekommen. Dieser wunderschöne Park wurde anlässlich der 20. olympischen Sommerspiele 1972 angelegt und ist heute ein Treffpunkt, Naherholungsgebiet und Sportstätte für Jung und Alt. Wir spazierten gleich weiter auf den knapp 60m hohen Olympiaberg um den Sonnenuntergang von dort zu genießen. Leider schob sich ein Wolkenband vor die Sonne, sodass wir den Sonnenuntergang abschreiben konnten. Wir warteten aber hartnäckig mit der Hoffnung, dass die Sonnen doch noch durch eine Wolkenlücke durchkam. Obwohl der Wind eiskalt über die Bergkuppe fegte, es realistisch keine Aussicht auf Sonne gab, warteten wir bis zum Ende der blauen Stunde. Die gut 30 Fotos aus Langeweile sind fast 1 zu 1 im Papierkorb gelandet. Anschließend gingen wir Richtung BMW-Welt. "Ikonische Architektur, spannend inszenierte Fahrzeuge der BMW Group und visionäre Ideen: Einen Besuch in der BMW-Welt werden Sie nicht so schnell vergessen" - mit diesen Worten beschreibt der Hersteller eines der größten Tourismusmagneten Münchens. Und ja, zumindest architektonisch haben sie Wort gehalten. Nach den ersten paar Auslösungen haben wir die Kälte vergessen und waren wieder voll motiviert die toll beleuchteten BMW-Gebäude (BMW-Welt, BMW-Vierzylinder und BMW-Museum) in Szene zu setzen. Nach knapp 1 Stunde sind wir Richtung Unterkunft gefahren. Mit traditionellen bayrischen Spezialitäten (Obazda, Leberkäse, Brezn und Weißbier) haben wir den Tag ausklingen lassen und sind zufrieden ins Bett gefallen.
Aufgrund der bescheidenen Wettervorhersage starteten wir den zweiten Tag ohne Sonnenaufgang erst um 8 Uhr mit einem gemütlichen Frühstück. Heute stand die Innenstadt Münchens am Programm. Wir sind mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof gefahren und von haben zu Fuß eine der lebendigsten Städte Deutschlandes erkundet. Wir schlenderten vom Hauptbahnhof über Karlsplatz zum Sendlinger Tor. Obwohl wir nur zu dritt unterwegs waren, sind wir nur langsam vorangekommen da wir uns sehr viel Zeit zum Fotografieren nahmen. Bei der Asamkirche ist dann Fiona zu uns gestoßen. Sie war einige Jahre im Klub aktiv, bevor sie wieder zurück in die Heimat ging. Fiona führte uns dann durch die Stadt und wusste zu fast jeder Sehenswürdigkeit einige Fakten. Und mit den "Schmalznudeln" hat sie uns eine köstliche Spezialität gezeigt, welche wir wahrscheinlich nicht probiert hätten... Unsere Route ging weiter zum Viktualienmarkt, wo wir das hektische Treiben beobachteten und anschließend zum Marienplatz. Unser Guide lenkte uns so, dass wir genau zum Glockenspiel vor dem Rathaus standen ;-) Da sich die Sonne hinter immer mehr Wolken versteckte, beschlossen wir gleich auf den Turm des St. Peters zu gehen. Den wunderbaren Blick über die Stadt trübten aber die vielen Kräne und die unzähligen Menschen am Turm. Ein paar schöne Übersichtsfotos konnten wir aber trotzdem machen. Unten angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem Lokal, wo wir eine Weißwurst essen konnten. Nachdem dies normal nur zur Brotzeit serviert wird, war die Suche selbst mit nur 4 Personen nicht so einfach. Den dort, wo es immer eine gibt, beim berühmtesten Wirtshaus der Welt (so steht es auf der Webseite), dem Hofbräuhaus München fanden wir keinen Platz. Irgendwie waren wir aber auch froh, den der Lärmpegel mit einer Live-Blasmusik war nicht sehr einladend. Ein paar Gassen weiter wurden wir aber fündig. Endlich konnten wir eine Weißwurst, das ist eine Brühwurst aus fein gekuttertem Kalbfleisch, Schweinerückenspeck und Gewürzen, essen. Dazu natürlich süßer Senf, eine Brezn und ein gutes Bier. Gestärkt nahmen wir den zweiten Teil des Rundganges durch die Altstadt in Angriff, denn es gab noch viel zu entdecken. Münchens Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück und daher umfasst die Architektur eine Vielzahl von Stilen, von mittelalterlichen Bauten bis hin zu modernen Gebäuden. Wir spazierten zum Dom zu Unserer Lieben Frau, auch Frauenkirche genannt, einem spätgotischen Kirchengebäude, welches 1494 eingeweiht wurde. Von einem der Wahrzeichen der bayrischen Landeshauptstadt ging es weiter zum Karlstor, wo sich Fiona verabschiedete, über den Odeonsplatz, der Residenz zur Eisbachwelle, am Eingang zum englischen Garten wo wir den Stadtsurfern beim Ausüben ihres Sports zusahen. Die stehende Welle gilt weltweit als konstanteste, größte und beste Flusswelle mitten in einer Großstadt und wird seit 40 Jahren „besurft“. Das Interesse war sehr groß, so mussten wir schon ein bisschen warten bis wir in die erste Reihe kamen, aber es hat sich gelohnt. Trotz schon schlechtem Licht konnten wir einige tolle Aufnahmen machen. Unser letzter Foto-Programmpunkt war eigentlich der Turm des St. Peters, wo wir bereits zu Mittag waren, nachdem es aber stark bewölkt war, beschlossen wir zur Hackerbrücke zu fahren, wo sich junge Leute treffen, um den Abend ausklingen zu lassen. Die ersten Regentropfen auf dem Weg dorthin haben wir noch als harmlos abgetan und uns eingeredet, dass wir sie uns nur einbilden, aber es begann wirklich zu regnen. So standen wir an der Hackerbrücke ohne Regenschutz unter einem Vordach und hofften auf baldige Besserung. Daraus wurde leider nichts und auch die jungen Leute bleiben aus. Daher nutzten wir die erste Regenpause, um zurück zum Hotel zu fahren. Nach dem Abendessen im Werksviertel haben wir die GIN-Bar gegenüber unserer Unterkunft besucht. Die Auswahl an GINs war riesig (von französisch genévrier "Wacholder") und nachdem ihm nachgesagt wird, dass er gesund sei (Hauptbestandteil im Gin ist Wacholder. Die darin enthaltenen Flavonoide wirken sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Funktion aus. Sie stärken das körpereigene Abwehrsystem und verlängern im besten Fall unsere Lebensdauer), blieb es natürlich nicht bei einem Cocktail - immerhin wollten wir ja etwas für unsere Gesundheit tun ;-)
Unseren letzten Tag starteten wir wieder mit einem gemütlichen Frühstück. Nach dem Auschecken fuhren wir mit der U-Bahn zum Olympiapark. Unser erstes Ziel war der Lost Place S-Bahnhof. Auf dem Weg dorthin spazierten wir bei herrlichem Sonnenschein durch das Bungalow-Dorf der olympischen Spiele von 1972. Heute werden die Würfel als Studentenwohnungen genutzt. Jedes dieser 1052 Bungalows wurde individuell mit Graffitis liebevoll bemalt, so lädt die Anlage zum stundenlangen Erkunden ein. Auch wir haben die Zeit vergessen und nach fast 1 1/2 Stunden mussten wir wirklich weiter... Nach knapp 15 Gehminuten haben wir den 1988 stillgelegten S-Bahnhof Olympiapark erreicht. Die bereits 35 Jahre, welche die Station dem Verfall preisgegeben wurde, merkt man auch. Jeder Zentimeter wurde besprüht und selbst von den Gleistrassen ist nicht mehr viel übrig. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die Natur Stück für Stück zurückerobert, wenn der Mensch geht. Selbst der stärkste Beton wir von einem zierlichen Grashalm gesprengt... Anschließend sind wir durch den Olympiapark, in dem schon sehr viel los war, Richtung U-Bahnstation spaziert. Nachdem die letzten Tage sehr anstrengend waren, beschlossen wir nach einem kurzen Abstecher durch die BMW-Welt in die Heimat aufzubrechen. Nach knapp 4 Stunden Fahrzeit, Danke Christoph für die sichere Fahrt, sind wir zu Hause angekommen. Eine sehr intensive Städtereise, bei dem wir viele tolle Fotos gemacht haben, ging zu Ende.